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schon 1872 gegründet, aber der Eintrag ins Handels- register wurde erst 1878 nachgeholt“, erzählt Ge- schäftsführer Horst Hagel. Das als Fuhrwerksbetrieb gegründete Unternehmen, das einige Jahre später um die Sparte Möbeltransporte erweitert wurde, setz- te bereits seit 1900 auf die Spezialisierung Hafen- umschlag rund um Massengut im Harburger Binnen- hafen.
Anfang der 1920er-Jahre konnten hier 100 Eisenbahn- waggons pro Tag im Schichtbetrieb abgefertigt wer- den. Bis zum Zweiten Weltkrieg verfügte das Unter- nehmen mit zahlreichen Stallungen und Möbel- speichern, rund 60 Pferden, 90 Roll- und Möbelwa- gen, Lastwagen und Treckern, zehn elektrischen Krä- nen sowie 6.500 Quadratmetern überdachter Lager- fläche und zwei Geschäftshäusern über erhebliche Kapazitäten. Seitdem wurde dieses für den Hambur- ger Hafen wichtige Segment immer wieder neu aus- gerichtet.
So zog das Unternehmen 1968 aufgrund der man- gelnden Wassertiefe und der immer größer werden- den Schiffe von seinem damaligen Standort im Har- burger Binnenhafen an den Reiherstieg mit damals acht Meter Wassertiefe. Hier wurde über viele Jahre trockenes und fließendes Massengut wie Getreide, Kohle, Dünger und Erze sowie Ölsaaten und Futter- mittel abgewickelt. Inzwischen hat sich das Unterneh- men auf Düngemittel spezialisiert.
Ursprünglich hatte allerdings gar nicht Horst Hagel, sondern dessen zwölf Jahre älterer Bruder das Famili- enunternehmen übernommen. Als dieser sich ver- schuldete, übernahm Hagel,
der als gelernter Reederei- und Schiffsmakler zuvor über zehn Jahre bei der Commerz- bank gearbeitet hatte, im Al- ter von 47 Jahren den Famili- enbetrieb, sanierte diesen und baute ihn bis zum heuti- gen Tage stetig aus.
EIN MEHRGENERA- TIONENBETRIEB
Seit über 30 Jahren führt Ha- gel nun in der dritten Genera- tion zunächst zusammen mit seiner Frau Gisela das Unter- nehmen, seit den 1990er-Jah- ren mit seinen Töchtern Sand- ra Reidock, Catharina Kunz und seinem Sohn Philip Ha- gel. Unter den insgesamt fünfzehn Mitarbeiterinnen
und Mitar-
beitern ist in-
zwischen die
fünfte Gene-
ration mit
zwei Enkeln
tätig. Eine feste Aufgabenverteilung gibt es im Traditi- onsbetrieb jedoch nicht. „Hier macht jeder alles“, un- terstreicht Reidock.
Und auch Hagel ist trotz seiner 84 Jahre noch täglich im Betrieb, macht weiterhin wenig Urlaub und blickt von seinem Büro im ersten Stock des vor vier Jahren aufgestockten Hauses auf das maßgeblich von ihm zu seiner heutigen Bedeutung als Terminal für Dünge- mittel weiterentwickelten Familienunternehmen.
Am Tag des Besuchs sieht er aus dem südlichen Fens- ter des Bürogebäudes einen Zug mit 1.700 Tonnen Düngemitteln von Domo Caproleuna aus Leuna in Sachsen-Anhalt. In den 26 Waggons befindet sich schwefelsaures Ammoniak, das in der Landwirtschaft benötigt wird, und sie werden gerade von vier Mitar- beitenden entladen. „Am Bildschirm kann ich auf ei- nen Blick sehen, ob alle Abläufe reibungslos funktio- nieren“, sagt Hagel. Denn natürlich sind auch beim Umschlag von Massengut längst viele Prozesse kom- plett digitalisiert. „Nur beim Entladen der Ware aus dem Zug braucht es Menschen“, betont Reidock.
Die Spezialisierung auf Düngemittel begann in den 1990er-Jahren. Dank der Wiedervereinigung konnte der erste große Kunde, die Stickstoffwerke Piesteritz (SKW) aus Sachsen-Anhalt, gewonnen werden, deren
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Horst und Gisela Hagel
Geschäftsführer von Louis Hagel
Louis Hagel verkörpert das Prinzip des Universalhafens, denn Massengut trägt mit einem Anteil von knapp 32 Prozent wesentlich zur Umschlagleistung des Hamburger Hafens bei.
© Louis Hagel
© HHM / Claudia Behrend