Page 8 - Hafen Hamburg Magazin
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■ GENUSSHAFEN
Straße. Über den Wasserweg kamen die Waren in fla- chen Schuten zu den Quartiersleuten. Sie zogen die Säcke über hydraulische Winden in ihr Stockwerk.
DER CONTAINER WANDELTE DAS BERUFSBILD
Über Jahrhunderte bauten die Quartiersleute ihr Know- how über die spezielle Bearbeitung der verschiedenen Produkte aus und konzentrierten sich teilweise immer mehr auf einzelne Warengruppen. Viele von ihnen sind auch noch heute für den Import dieser Waren zustän- dig. Doch mit der Erfindung des Containers in den 1960er Jahren verlor die Hamburger Speicherstadt im- mer mehr an Bedeutung als Lagerfläche. Viele Unter- nehmen zogen auf größere Flächen im Hamburger Ha- fen. Teilweise lagern die Waren hier jetzt auf bis zu 100.000 Quadratmetern Fläche.
AUTOMATISIERUNG UND FORTSCHRITT
Die Automatisierung und der techni- sche Fortschritt haben auch den Beruf der Quartiersleute verändert. Heute übernehmen zumeist Hafenlogistiker und Facharbeiter die Waren am Eingang und prüfen Gewicht und Zustand der Produkte in einem ersten Schritt. Sie entnehmen eine kleine Menge und schauen sich den optischen Zustand der Produkte an. Kleine Mengen gehen dann auch in Labore, um hier die Quali- tät genau zu untersuchen. Denn Kakao- und Kaffeebohnen sind ebenfalls wie Gewürze, Nüsse oder Früchte sehr empfindlich. Akribisch wird deshalb auf Sauberkeit, Umgebungstemperatur und
VOR DER WEITERVERARBEITUNG WERDEN WARENPROBEN ENTNOMMEN UND ÜBERPRÜFT.
Feuchtigkeit in den Hallen bei den Logistikdienstleis- tern geachtet.
Darüber hinaus übernehmen viele Unternehmen heute auch die Veredelung. So sortieren die Quartiersleute be- schädigte Ware und Fremdkörper bei Trockenfrüchten und Nusskernen aus und reinigen diese. Später werden sie abgepackt und zu kommissioniert. Erst dann geht die Ware zu den Kaufleuten. Ähnlich aufwendig ist auch die Behandlung von Kaffee oder Kakao.
INTERNATIONALE VORSCHRIFTEN
Nach dem Mustern der Kaffeebohnen werde diese abge- siebt und gereinigt. Es folgt die Schädlingsbekämpfung, bevor die Logistikdienstleister die Bohnen nach den Vor- gaben der Kunden mischen. Bei allen Lebensmitteln be- stimmen heute internationale Verordnungen wie Hazard Analysis Critical Control Points (HACCP) und der Interna- tional Food Standard (IFS) die Arbeitsschritte.
In den vergangenen Jahrzehnten haben die Quartiers- leute ihr profundes Fachwissen auch auf andere Berei- che ausgebaut. Seit Beginn gehörte auch die Zollab- wicklung zu ihren Aufgaben. Das ist auch noch heute so. So haben einige der Betriebe ihr Portfolio ausge- weitet. Im Hamburger Hafen kommen auch viele elek- tronische Geräte an, die von hier ihre Reise in Europa fortsetzen. Die erste Station für diese Produkte sind aber wieder die Quartiersleute, die neben den Zollfor- malitäten auch wieder die Qualitätskontrolle und das Kommissionieren übernehmen. So haben sich zwar die Produkte und die Berufsbezeichnung geändert. Die Aufgaben, die Sorgfalt und das speziell aufgebaute Know-how über die einzelnen Waren aber sind geblie- ben. ■
    08 | Port of Hamburg Magazine | Juni 2020
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