Page 19 - Hafen Hamburg Magazin
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 GENUSSHAFEN ■
 Dabei ist Tee natürlich nicht gleich Tee. „In Deutsch- land wird zu 70 Prozent Kräuter- und Früchtetee konsu- miert. Lediglich 30 Prozent bevorzugen Schwarz- und Grüntee“, erklärt Stefan Feldbusch, Leiter Teeeinkauf und Teetester bei der Ostfriesischen Teegesellschaft. Doch nur grüner und schwarzer Tee stammt auch von der Pflanze und darf im klassischen Sinn als Tee be- zeichnet werden.
DARJEELING IST DER STAR
„Der Star unter diesen Tees ist weiterhin der Darjeeling. Er gilt noch im-
mer als der Champagner“,
schwärmt Nimpsch. Der
Darjeeling wächst an den
Südhängen des Himalaya-
Gebirges im Umkreis der
gleichnamigen Stadt auf
über 2000 Meter Höhe. Be-
kannt sind aber auch der As-
sam, der aus Ostindien
stammt oder der kräftige
Ceylon aus Sri Lanka. Es
gibt noch viele weitere An-
baugebiete. Zu den größten
Produktionsländern gehö-
ren gehören auch China, Ke-
nia, Vietnam und die Türkei.
Nach der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisati-
on der Vereinten Nationen
(FAO) ernteten die Produkti-
onsländer im Jahr 2018 6,4
Millionen Tonnen Tee.
Deutschland importierte im
Jahr darauf nach Angaben des Deutschen Teeverbandes 50.381 Tonnen. Ein Großteil davon wird über den Ham- burger Hafen importiert. „Hier kommen gut 70 Prozent des in Europa gehandelten Tees an“, analysiert Feld- busch. „Wir lagern den Tee dann zuerst beim Logistik- dienstleister. Von dort geht es in unsere Mischerei in Buchholz“, ergänzt der 57-jährige Teemeister. Teilweise übernehmen spezialisierte Speditions- und Logistik- dienstleister aber auch das Mischen und aromatisieren im Auftrag der Kunden. Nach der Weiterverarbeitung und Veredelung gehen einige Produkte entweder in den Ex- port oder in den Einzelhandel.
„FIRST FLUSH“ BESONDERS ZART
Je nach Gebiet gibt es mehrere Ernten im Jahr. Im Hochland mit klar definierten Jahreszeiten werden dreimal im Jahr die Blätter gepflückt. „Der sogenann- te „First Flush“ startet Ende März oder Anfang April, der „Second Flush“ im Mai oder Juni und die Pflü- ckung im Herbst heißt Autumnal. „Die erste Ernte des Jahres ist zumeist eine Besondere. Die ersten zarten Blätter nach dem Winter haben eine feine, fri- sche Note und sind von besonderer Qualität“, erläu- tert Nimpsch. Der Second Flush und die Herbstpflü-
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im Jahr 2018.
ckung haben dann ein viel volleres Aroma. Sie kom- men nicht mehr an die Leichtigkeit der frisch ge- pflückten Teeblätter der ersten Ernte heran.
Da der Tee sehr empfind- lich ist, werden die Teeblät- ter nach dem Pflücken vor Ort so weiterverarbeitet, dass er ohne Qualitätsver- luste transportiert werden kann. Dafür wird der schwarze Tee vor Ort ge- welkt, gerollt und unter- schiedlich oxidiert bevor es zur Trocknung geht. Der Un- terschied zwischen einem schwarzen und grünen Tee ist dabei, dass der grüne Tee vorab hitzebehandelt wird. Er bleibt grün und fer- mentiert nicht. „Bevor wir
Liter schwarzen oder grünen Tee trank durchschnittlich jeder Einwohner Deutschlands
Quelle: www.teeverband.de
den Tee bestellen, erhalten wir Muster, die wir so- wohl sensorisch als auch analytisch prüfen. Erst dann entscheiden wir, welche Mengen wir bestellen“, er- läutert Feldbusch. „Darüber hinaus achten wir immer häufiger auf weitere Faktoren wie einen nachhaltigen und sozialverträglichen Anbau“, ergänzt er.
Für die Kunden im Momentum bietet sich vielleicht bald wieder die Gelegenheit, die Unterschiede der ein- zelnen Tees zu fühlen, zu riechen und zu schmecken. In den Verkostungsräumen gibt es Schulungen mit Teemeistern, bei denen die Gäste bis zu 35 Sorten pro- bieren können. ■
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