Page 32 - Port Of Hamburg Magazine 02.2019
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■ HAMBURG UND CHINA
32 | Port of Hamburg Magazine | Juni 2019
Zuhause in zwei Welten
Wer das Haus von Marlis Rötting in Hamburg betritt, sieht auf den ersten Blick, dass die Geschäftsfrau in zwei Welten zu Hause ist. Hier mischt sich das Beste aus deutscher und chinesischer Kultur. Marlis Röttings zweite Heimat ist seit 30 Jahren Peking. Dort hat sie für verschiedene Unternehmen gearbeitet und nach ihrer Pensionierung eine Handelsgesellschaft gegründet. Nachdem ihr Sohn Daniel Rötting in das Unternehmen eingestiegen ist, gönnt sie sich inzwischen die Sommermonate in Hamburg als persönlichen Luxus.
 Marlis Rötting ist eine von derzeit 36 ehrenamtlichen Ambassadors, die Hamburgs Bekanntheit in 24 Län- dern steigern sollen. Über das HamburgAmbassador Programm, das von der Senatskanzlei und Hamburg Marketing ins Leben gerufen wurde, entstand ein in- novatives Netzwerk, mit dem Hamburg neue Wege im Bereich der Werbung, der Imageförderung und des aktiven Standortmarketings geht. Für diese Auf- gabe ist die Hamburgerin wie geschaffen. Sie hat Freude daran, Menschen zusammenzubringen und zu vernetzen. Lebhaft und mit Begeisterung erzählt sie über die ferne Zweitheimat: „Ich bin neugierig auf Menschen und Kulturen“.
GEGENSEITIGER RESPEKT
Wer in einem fremden Land erfolgreich sein will, muss Offenheit mitbringen, ist Marlis Röttings Le- benseinstellung. Natürlich habe sie sich in chinesi- sche Eigenheiten, Umgangsformen, Kulinarik und Kul- tur eingewöhnen müssen – mit dem Ergebnis, dass sie sich in Peking genauso wohl
beitsrecht ein und bekam anschließend prompt ein Angebot einer anderen Hotelkette. Der Familienrat stimmte ab – und Marlis Rötting blieb als Chefin von dann 2000 Mitarbeitern für zwei weitere Jahre in China.
Der plötzliche und viel zu frühe Tod ihres Mannes war ausschlaggebend, dass aus einem Aufenthalt auf Zeit ein dauerhafter wurde. Verschiedene Stationen bei deutschen Unternehmen in China folgten. Marlis Röt- ting wuchs mit den Aufgaben. „Ich habe Vieles zum ersten Mal gemacht“, sagt sie mit einem Lachen in den Augen. Ihre Karriere hat sich nicht zuletzt durch ihre gute Vernetzung so positiv entwickelt. Unter an- derem gründete mit ihrer Hilfe Schwäbisch Hall 2004 die erste Bausparkasse in China trotz vieler Hindernis- se mit Erfolg. Die Hamburgerin baute zudem die Han- delskammer in Peking auf.
SCHAUKELN ALS WORKOUT
Bei der Bausparkasse ging sie in Ruhestand. Ein Rent- nerdasein ist allerdings nichts für
fühlt wie in Hamburg. Ihren Auf-
stieg zur gefragten China-Exper-
tin und Geschäftsfrau hat sie in
den vergangenen Jahrzehnten
aus eigener Kraft geschafft. Wer
Geschäfte in und mit China ma-
chen will, müsse in erster Linie
Respekt mitbringen. Und darauf
achten, dass Verträge mit glei-
chen Rechten, Pflichten und rechtlicher Verbindlich- keit auf beiden Seiten geschlossen werden.
ZUNÄCHST NUR FÜR EIN JAHR
Dass sie 30 Jahre in China verbringen würde, hat sich zunächst nicht abgezeichnet. Ursprünglich war sie Lehrerin, gründete eine Familie und erst viel später im Zweitstudium wandte sie sich der Sinolo- gie zu. Damals waren die drei Kinder schon im Abi- turalter. Als Reiseleiterin führte sie der Weg nun öf- ter nach China. Dort wurde ihr bei Mövenpick Hotels ihr erster Job vor Ort aus heiterem Himmel angeboten. „Geplant war ein Jahr, um das Personal für die neuen Hotels in China aufzubauen“, erinnert sie sich. So arbeitete sie sich in chinesisches Ar-
Marlis Rötting. Sie könnte sich auf ihre Hobbys Musik und Design zu- rückziehen. Viele Hingucker in Haus und Garten hat die Ge- schäftsfrau über die Jahre selbst entworfen, bauen lassen und aus China importiert. Ins Auge sticht dabei eine imposante Schaukel im Garten. Für die Enkel? „Die dür-
fen sie natürlich auch nutzen. Aber nein, die ist für mich“, sagt Marlis Rötting mit einem Lachen. Schau- keln sei das beste Workout überhaupt. Wer es nicht glaubt, kann es gern selbst ausprobieren.
Ihre Handelsgesellschaft konzentriert sich auf den Im- port von hochwertigen Fußböden des Herstellers Hinterseer Parkett aus Deutschland. Die Chinesen schätzen an den Produkten die Qualität und die Schadstofffreiheit. „Vieles hat sich in China in den vergangenen Jahrzehnten sehr verändert“, weiß Mar- lis Rötting. Standen 1998 im Schnitt acht Quadratme- ter Wohnraum pro Person zur Verfügung, so seien es inzwischen über 30. Damit wachse natürlich auch der Bedarf gerade in der Mittelschicht nach wertiger Ein- richtung und Konsumgütern.
„Ich bin neugierig auf Menschen und Kulturen“.








































































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