Weil Superheldin kein Beruf ist
© Nicole de Jong

Weil Superheldin kein Beruf ist

Susanne Marth brennt für maritime Themen und den Meeresumweltschutz. Sie arbeitet deshalb bei der Wasserschutzpolizei.

Schon als Grundschülerin hatte Susanne Marth kurzzeitig den Wunsch, Polizistin zu werden, als sie unter Aufsicht eines Polizisten ihre Fahrradprüfung ablegte. „Aber ich habe den Gedanken schnell wieder verworfen“, erinnert sich die Polizeioberkommissarin aus dem Fachstab der Wasserschutzpolizei (WSP) in Hamburg heute. Dass sie doch einmal dort landen würde – wenn auch nicht auf direktem Weg –, ahnte sie als junges Mädchen nicht. Nach dem Abitur stand für sie schnell fest, dass sie Schiffsmechanikerin werden wollte. Auf die Ausbildung folgte ein Nautikstudium und sie erwarb das große nautische und das kleine technische Patent. „Anschließend bin ich fünf Jahre als nautische Wachoffizierin zur See gefahren“, erzählt sie.

Inzwischen arbeitet die 37-Jährige bereits seit sechseinhalb Jahren bei der Wasserschutzpolizei. „Für viele ist es ein Kindheitstraum, zur Polizei zu gehen, andere Kolleginnen und Kollegen entscheiden sich – wie ich – erst mit Mitte, Ende 20 dafür.“ Und das ist auch problemlos möglich, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind. Doch warum hat Marth die Seefahrt aufgegeben?

Weil Superheldin kein Beruf ist
Polizeioberkommissarin Susanne Marth
© Nicole de Jong

„Es war eine aufregende Zeit, aber die Einsatzzeiten waren lang. Ich war jeweils vier Monate auf See und dann zwei Monate zu Hause“, erzählt sie. Irgendwann habe sie gemerkt, dass sie den Anschluss an den Alltag von Familie und Freunden verlor. „Ich hatte das Gefühl, überall an Land nur Gast zu sein.“

 

Nachdem sie mehr als zehn Jahre lang zur See gefahren war, fiel es ihr zunehmend schwer, wieder an Bord zu müssen, und sie suchte nach einer beruflichen Alternative. Es sollte ein Beruf sein, den sie lokal ausüben konnte, der aber dennoch einen maritimen Bezug hatte. Schließlich war ihre Leidenschaft für die See- und Schifffahrt sowie Meeresthemen keineswegs erloschen.

„Gleichzeitig war ich es gewohnt, körperlich aktiv und viel draußen zu sein und es mit vielen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Sozialisierung zu tun zu haben“, beschreibt sie ihr bisheriges Berufsleben. Das Pendant an Land könnte die WSP sein, befand sie schließlich, denn die Tätigkeit dort ist nicht nur mit Schreibtischarbeit verbunden, auch wenn Marth aktuell im Innendienst tätig ist.

„Die Arbeit findet im Hafen statt, wo meine Seefahrt begonnen hat“, sagt sie. Sie könne sich weiterhin mit maritimen Themen beschäftigen. Hinzu kam, dass die WSP sehr stark im Bereich Meeresumweltschutz aktiv ist. Das hat sie schließlich vollends überzeugt, sozusagen die Seiten zu wechseln – vom Schiff in die Kontrollinstanz. Es ist ihr ein großes Anliegen, dass die Regeln, die es zum Schutz der Meere gibt, auch eingehalten werden.

2017 begann Marth das dreijährige Studium bei der Polizei – Laufbahnabschnitt 2, also gehobener Dienst. „Danach war ich, wie es vorgesehen ist, zunächst 16 Monate beim Fortbildungs- und Einsatzzug, wo ich wasserschutzpolizeiliche Kenntnisse erlangte und für den Bereich der WSP ausgebildet wurde.“ Anschließend folgten elf Monate „auf der Schicht“ im Wasserschutzpolizeikommissariat 3 (WSPK 3). Dort war sie Teil der maritimen Einsatzeinheit und bei allen polizeilichen Einsätzen zu Wasser wie auch zu Land beteiligt. Dazu gehört die Aufnahme von Verkehrsunfällen im Hafen ebenso wie die Kontrolle von einlaufenden Frachtund Kreuzfahrtschiffen oder die Überwachung von Gefahrguttransporten.

„Ich bekam dann das Angebot, in den Fachstab, in die Grundsatzabteilung zu wechseln“, erzählt sie, wo sie nunmehr für den Meeresumweltschutzbereich verantwortlich ist und zu Wort kommt, wenn die Wasserschutzpolizei zu bestimmten Themen Stellung nehmen muss. Sie liefert Informationen für die Beantwortung schriftlicher Kleiner Anfragen aus der Politik, fungiert als Ansprechpartnerin für die Kollegen, die im Umweltbereich Kontrollen erledigen, und hilft bei nicht ganz eindeutiger Gesetzeslage Grundsatzfragen zu klären, die sie behördenübergreifend kommuniziert. Der Fachstab arbeitet eng mit der Umweltbehörde, der Hamburg Port Authority, dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie sowie in Sicherheitsfragen mit der BG Verkehr zusammen. „Ich informiere zudem die Kollegen draußen über Gesetzesänderungen und Neuerungen.“ Marth engagiert sich darüber hinaus im Frauennetzwerk der WSP, um die mittlerweile rund 100 weiblichen Kolleginnen zu unterstützen. Sie ist glücklich, weil sie von einem Traumberuf in den nächsten gewechselt ist.

Kommissar/in bei der Wasserschutzpolizei

Voraussetzungen: Bewerberinnen und Bewerber sollten zwischen 16 und 34 Jahre alt, mindestens 1,60 Meter groß und weder übernoch untergewichtig sein. Sie dürfen keine Tätowierungen haben, die beim Tragen der Uniform sichtbar sind, und müssen das Deutsche Schwimmabzeichen in Bronze und den Führerschein Klasse B haben, den sie – falls noch nicht vorhanden – innerhalb des 1. Ausbildungs-/Studienjahres erwerben müssen.

Softskills: Wer in den Polizeidienst eintritt, muss empathisch, kommunikativ, teamfähig sowie psychisch und physisch belastbar sein.

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