Kursänderung
Melvin Siebold, Skipper bei Flotte Hamburg, findet eine neue Verwendung für sein Fachwissen
© Flotte Hamburg

Kursänderung

Melvin Siebold hat eine neue Herausforderung als Personaldisponent bei der Flotte Hamburg angenommen. Seine Erfahrungen als Schiffsführer kommen ihm dabei zugute.

Von den Wellen der Elbe zur Steuerung der personellen Ströme: Melvin Siebold arbeitet seit dem 1. Januar als Personaldisponent bei der Flotte Hamburg, einem Tochterunternehmen der Hamburg Port Authority (HPA). Er koordiniert nunmehr die Einsätze des nautischen Personals, zu dem er bisher selbst gehörte. Noch befindet er sich in der Einarbeitungsphase, aber schon jetzt ist klar: Die neue Aufgabe fordert ihn, wie er es sich gewünscht hat. Der gelernte Hafenschiffer war bis Ende 2023 im Bereich Urlaubs- und Krankheitsvertretung (UKV) bei der Flotte Hamburg tätig. Wenn jemand aus dem Team ausfiel, sprang der Schiffsführer ein. Siebold kann auf jedem der 45 multifunktional einsetzbaren Schiffe der Flotte fahren. Sein Job im Hafen war dadurch sehr abwechslungsreich.

„Noch ist alles
frisch, aber die
Arbeit macht
mir Spaß."

Melvin Siebold
Personaldisponent bei
der Flotte Hamburg

„Wir haben Peiler, Lotsenversetzer, Schlepper und wir müssen wissen, wie diese jeweils in dem speziellen Fahrwasser der Elbe zu manövrieren sind“, erzählt er. Dabei werden die Peilschiffe für die Wassertiefeninstandhaltung benötigt, die Lotsenversetzschiffe bringen rund um die Uhr Elbund Hafenlotsen von und zu den Seeschiffen, Eisbrecher halten im Winter die Elbe frei und die Schlepper transportieren die Bagger-Schuten zum und von der Saugerstation.

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© Flotte Hamburg

Siebolds Tag begann meist um 6 Uhr morgens und endete um 18 Uhr. Mal wusste er erst einen Tag vorher, was am nächsten Tag zu tun war, im Regelfall, bei Urlaubsvertretungen, bekam er schon ein bis zwei Wochen vorher Bescheid. „Für mich war es sehr spannend, verschiedene Fahrzeuge zu fahren. Meine Aufgaben waren vielfältig.“

 

Die größten Herausforderungen als Schiffsführer sind schiffsabhängig. Je nach Antriebsart muss er wissen, was zu tun ist, denn die Elbe kann bis zu zwei Meter pro Sekunde Strömung haben. „Wenn ich auf die Elbe hinausfuhr, merkte ich sofort, wie sich das Schiff plötzlich neigte, weil sich die Strömungsverhältnisse änderten“, erzählt der 32-Jährige.

Siebold steuerte Hafen- und Binnenschiffe. An Bord musste er zum Beispiel den Sprechfunk oder die Navigationsinstrumente bedienen. Als Schiffsführer musste er außerdem wissen, wie das An- und Ablegen sowie das Los- und Festmachen der Fahrzeuge funktioniert. Er konnte Schlepp- oder Koppelverbindung herstellen und fahren. Er kennt die Sicht- und Seezeichen und beherrscht die entsprechenden Knoten. „Das Wetter, also Sicht und Wind, spielt eine ebenso große Rolle wie der Platz, der beispielsweise für ein Wendemanöver zur Verfügung steht.“ Besonders gut hat ihm gefallen, dass er als Krankheitsund Urlaubsvertretung eingesetzt wurde. „Das bedeutete, dass ich gebraucht wurde.“ Eintönig war die Arbeit zwar nicht, aber nach mehr als zehn Jahren auf dem Wasser wollte Siebold einen Perspektivwechsel und mehr Kopfarbeit. „Noch ist alles frisch, aber die Arbeit macht mir Spaß.“

Den Bezug zum Wasser hat der junge Mann seit seiner Kindheit durch Wassersportarten wie Segeln und Surfen. Auf die Idee, Hafenschiffer zu werden, brachte ihn ein Nachbar und den Kontakt zu seinem Ausbildungsbetrieb stellte sein Berufsschullehrer her. Als gelernter Hafenschiffer bildete sich Siebold weiter, erwarb alle notwendigen Qualifikationen und Patente und fuhr anschließend vier Jahre als Decksmann auf Bunkerschiffen. „Unterm Strich fand ich das aber zu langweilig“, erinnert er sich.

„Siebold kann auf
jedem der 45
multifunktional

einsetzbaren Schiffe
der Flotte fahren."

Er wechselte in die Schleppschifffahrt, bis er schließlich über einen Bekannten erfuhr, dass die Flotte Hamburg Schiffsführer suchte. Er bewarb sich, wurde genommen und fuhr drei Jahre im UKV-Bereich. Ob er die Arbeit auf dem Wasser vermisst? Bisher nicht, zumal sein neuer Arbeitsplatz auf einem Ponton im Hafen liegt. „Durch den Tidenhub spüre ich immer noch die Bewegung des Wassers“, erzählt er.

Weil einige Zulagen wegfallen, die er als Schiffsführer bekommen hat, verdient Siebold als Personaldisponent zwar etwas weniger. Dass er im Innendienst früher Feierabend hat und nicht am Wochenende arbeiten muss, macht das aber wieder wett. Wichtiger ist ihm, dass er bei der Flotte Hamburg die Möglichkeit bekommen hat, sich beruflich weiterzuentwickeln, und er freut sich schon darauf, noch mehr Aufgaben zu bekommen, wie etwa neue Mitarbeiter zu rekrutieren. „Die Flotte Hamburg sucht immer noch Schiffsführerinnen und Schiffsführer.“

Schiffsführer/in

Voraussetzungen: Abgeschlossene Berufsausbildung als Schiffsmechaniker/in, Hafenschiffer/in, Matrose/in Binnenschifffahrt. Erfahrungen im Schleppen und Schieben von Schuten und Fahrzeugen. Erfahrungen mit verschiedenen Antriebssystemen. Gültiges Binnenschiffer A Patent (heute Unionspatent) oder nautisches Patent nach STCW, des internationalen Übereinkommens über Normen für die Ausbildung, die Erteilung von Befähigungszeugnissen und den Wachdienst von Seeleuten.

Gültiges UKW-Sprechfunkzeugnis (UBI), gültiges Radarpatent. Ein hohes Maß an Flexibilität, zum Teil 24/7 Betrieb, auch an Wochenenden und gesetzlichen Feiertagen, Inhaber/in der Fahrerlaubnis Klasse B ist wünschenswert.

Softskills: Teamfähigkeit, Rücksichtnahme, selbstständige Arbeitsweise sowie Freundlichkeit gehören traditionell zur guten Seemannschaft.

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