IT als Mehrwerte-Generator für neue Geschäfte
Patrick Jandt, Head of IT der deutschen Eurogate-Gruppe
© Eurogate

IT als Mehrwerte-Generator für neue Geschäfte

Eurogate deckt mit 90 Mitarbeitenden die gesamte Bandbreite der IT in Eigenregie ab

„Die Arbeit der IT ist im Hafen direkt erlebbar“, sagt Patrick Jandt, Head of IT der deutschen Eurogate- Gruppe, und weist aus dem Fenster seines Büros, das den Blick auf das Hamburger Terminal freigibt. „Ich sehe, wenn die Prozesse dank unserer IT-Entwicklungen effizienter und flüssiger werden. Höre ich hingegen das Hupen der Lkw vor meinem Fenster, weiß ich noch vor dem ersten Anruf, dass unsere IT-Abteilung Soforthilfe leisten muss.“ Dieses spannende Arbeitsumfeld verbunden mit den immer neuen Anforderungen an die IT sind es, die Jandt seit fast 23 Jahren bei Eurogate begeistern.

Mit seinem Team, bestehend aus 90 Mitarbeitenden, davon fast 30 Entwicklerinnen und Entwickler, deckt er das komplette IT-Tätigkeitsspektrum ab. Hinzu kommen 20 weitere Nearshore-Entwicklerinnen und -Entwickler, die ihren Arbeitsplatz in Europa oder angrenzenden Ländern haben. Damit ist die Berufsgruppe der IT bei Eurogate stark vertreten. Denn der Terminalbetreiber hat sich bewusst dafür entschieden, einen Großteil der Softwareentwicklung im Unternehmen abzubilden und die Fäden für die IT-Infrastruktur sowie IT-Architektur selbst in den Händen zu halten. Letzteres ist von großer Bedeutung, da Eurogate als wichtige Drehscheibe für Container im Hamburger Hafen zu der kritischen Infrastruktur gehört und damit auch gesetzlich verpflichtet ist, besondere Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen.

Ebenso gute Gründe sprechen dafür, die Software- Entwicklung in Eigenregie zu übernehmen. „Es gibt kaum Standardsoftware am Markt, die auf die Bedürfnisse für uns als Terminalbetreiber mit all unseren Dienstleistungen zugeschnitten ist“, erklärt Jandt und beobachtet, dass „die Anzahl der relevanten ITTechnologieunternehmen sinkt, wodurch die Gefahr steigt, sich in Abhängigkeiten zu begeben und austauschbar zu werden.“ Zusätzlich verteuere sich die Software durch den Trend, diese zu leasen, zusehends.

Blickt Jandt zurück auf seine Zeit im Hafen, kann er resümieren, dass sich der Stellenwert für die IT-Berufe gewandelt hat: „Die IT hat sich entwickelt – von einem Kostentreiber, der Hardware und Infrastruktur zur Verfügung stellt, hin zu einem Bereich, der Mehrwerte für das Unternehmen generiert. Mit unseren Lösungen tragen wir mittelbar dazu bei, neue Geschäfte oder ganze Geschäftsfelder zu ermöglichen.“

Ein Fokus des IT-Teams liegt Jandt zufolge darauf, aus dem teuren Equipment wie Van Carriern und Containerbrücken, die rund um die Uhr betrieben werden, mehr herauszuholen sowie Prozesse zu optimieren. Beispielsweise arbeitet eines seiner Projektteams aktuell daran, die Einfahrt am Gate für die Trucker zu digitalisieren und damit zu vereinfachen. Bei etwa 3.000 bis 3.500 Containern, die täglich allein am Hamburger Eurogate-Terminal abgefertigt werden, ist das Gate ein echtes Nadelöhr.

„Mit einer digitalen Truckerkarte, einer integrierten Anmeldung und einem automatisierten Check-in über ein OCRSystem wollen wir den Verkehrsfluss weiter verbessern“, präzisiert Jandt. Doch nicht nur an den Terminals in den deutschen Seehäfen Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven ist seine IT-Crew unterwegs.

„GO LIVE“ von Auslandsterminals miterleben

Die Expertise des IT-Teams ist auch im Ausland gefragt. Jandt ist immer mit von der Partie, wenn ein Terminal von Eurogate außerhalb Deutschlands aufoder umgebaut wird. Nach Tanger in Marokko begleitet er das aktuelle im Bau befindliche Terminal in Damietta in Ägypten mit 20 IT-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Zum ersten Mal war er vor fünf Jahren dort, als das Terminalprojekt am Anfang stand. Jandt umreißt: „Für die IT sind wir der Generalunternehmer. Diesen Bereich müssen wir schlüsselfertig abgeben – vom Kabel bis zur Software.“ Ein besonderes Highlight für alle Involvierten ist es, den „Go Live“ mitzuerleben. „Nach zwei bis drei Jahren Vorarbeit können wir vor Ort sehen, was wir umgesetzt haben“, berichtet Jandt und konkretisiert: „Der Go Live dauert etwa drei bis vier Wochen. Es ist ein Stück harte Arbeit, bis alles funktioniert. Doch am Ende der erfolgreichen Inbetriebnahme ist man mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort ein Stück zusammengewachsen und sie winken einem schon morgens aus ihren Fahrzeugen zu.“

Die interessante Möglichkeit, seinen Arbeitsplatz in Deutschland zu haben und dabei im Ausland unterwegs zu sein, zieht insbesondere junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an. Eurogate setzt auf ein intensiviertes Engagement im Bereich Ausbildung und duales Studium und hat gerade die zu besetzenden Stellen von sechs auf zehn erhöht. „Bewerbungsgespräche führen wir bewusst vor Ort im Hafen, damit der direkte Bezug zur Terminaltätigkeit wahrnehmbar ist“, sagt Jandt. Viel Luft nach oben sieht Jandt noch für Frauen in IT-Berufen. Bei Eurogate liege die Frauenquote seit sieben Jahren stabil bei 15 Prozent und damit über dem Durchschnitt im klassischen IT-Fachumfeld (5 Prozent).

Personell werde die IT-Abteilung in den kommenden Jahren weiterwachsen, ist sich Jandt sicher. Denn je höher der Automatisierungsgrad der Terminals sei, desto mehr gewännen IT und damit verbunden IT-Spezialisten an Bedeutung. Cloudifizierung und Cybersecurity rückten stärker in den Mittelpunkt. Außerdem kämen neue Berufsbilder hinzu, ausgelöst durch die Trends generative KI, neuronale Netze und Large Language Modells. Gefragt seien Data Scientisten und Data Analysten. Jandt ist es wichtig, am Ball zu bleiben: „Wir investieren in diese Technologien und personelles Knowhow. Denn die Vernetzung hin zu geschlossenen autonomen Systemen wird weiter ins Zentrum rücken.“

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